Die Coronapandemie
war und ist während der letzten Wochen in Freiberg überall gegenwärtig. Straßen und Plätze wirkten zum Höhepunkt der Krise regelrecht verwaist. Das Coronavirus hatte nicht nur die Wirtschaft in unserer Stadt stark eingeschränkt, sondern auch das öffentliche Leben praktisch zum Erliegen gebracht. Wahrscheinlich erstmals seit dem zweiten Weltkrieg konnte das Stadtparlament nicht zu einer geplanten Sitzung zusammentreten. Erst am 07.05.2020 trafen sich die Stadträte nach der erzwungenen Pause an einem Ausweichstagungsort, nämlich im Atrium des Gymnasiums "Geschwister Scholl".
Dort konnten die nach wie vor zu beachtenden hygienischen Abstandsregelungen eingehalten werden. Der wohl bedeutsamste Punkt in der Tagesordnung beinhaltete den Baubeschluss für eine Mehrfeldsporthalle mit vier Hallenteilen im Stadtteil Friedeburg. Das gesamte Vorhaben tritt damit nach dem Grundsatzbeschluss aus dem Jahre 2018 in eine neue Phase. Er war gefasst worden, weil das Sportstättenentwicklungskonzept ein künftig zu erwartendes Defizit an Hallenflächen für den Schul- und Freizeitsport ausgewiesen hatte. Ebenso wie für den Bahnhof - die zweite große bevorstehende Investmaßnahme unserer Stadt - waren für die Halle gemäß Vorlage 23 Millionen Euro an Kosten veranschlagt. Die Baumaßnahmen würden sich somit nach ihrem Abschluss in die Reihe der kostenintensivsten Vorhaben nach der Wende einordnen, zu denen der Neubau der vollbiologischen Kläranlage, die Errichtung des neuen Johannisbads und nicht zuletzt die Sanierung des Schlosses Freudenstein zählen. Derartige Großprojekte können nur mit staatlichen Fördermitteln in Angriff genommen und verwirklicht werden. Allerdings ist zu erwarten, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronapandemie die staatlichen und kommunalen Steuereinnahmen vermindern. Das hierdurch bedingte Risiko musste gegen die Notwendigkeit abgewogen werden, soweit als vertretbar und geboten gemäß dem Stabilitätsgesetz einer Rezession mit städtischen Mitteln gegenzusteuern. Es fiel unter diesen Bedingungen nicht leicht, den zusätzlichen Anbau einer Kegelsportanlage zu befürworten, der Kosten in Höhe von ca.1,5 Mio Euro erfordern wird. Allerdings war dabei zu bedenken, dass ein gesonderter Bau zweifellos noch teurer käme und unsere Kegelsportler des ATSV in der zweiten Bundesliga spielen. Immerhin sei daran erinnert, dass für die Hobbyfußballer in Kleinwaltersdorf vor acht Jahren ein Kunstrasenplatz mit Flutlichtanlage gebaut worden ist... Das Thema Bahnhof wird uns in der nächsten Zeit zweifellos wieder verstärkt beschäftigen. Unter anderem geht es darum, die Online-Befragung
www.freiberg.de/bahnhof auszuwerten, die am 17.05.2020 endet. Mit Stand 16.05. haben sich über 7001 Interessierte an dieser Umfrage beteiligt. Das ist zwar viel, aber nach der vorherigen Resonanz auf das Thema war durchaus mit einer noch höheren Beteiligung zu rechnen. Wir sind auf die Vorschläge gespannt, die gewiss ein breit gefächertes Spektrum an sehr tragfähigen Ideen umfassen. Von noch größerem Interesse wird dann sein, was von diesen Anregungen tatsächlich zu verwirklichen ist. Selbstverständlich werden die Instandsetzung und der Umbau dieses großen Objekts nicht im Handumdrehen erledigt sein - etwa wie das scherzhaft bei dem nebenstehenden Bild mit einem Überfahren durch den Mauszeiger der Fall ist. Immerhin ist bereits ein wichtiger Anfang gemacht: Die Toilettenanlage ist zwischenzeitlich saniert worden. Für die Sicherung bestandsgefährdeter Gebäudeteile ist vorgesehen, umgehend Planungen zu beauftragen. Insgesamt ist das Projekt "Bahnhof" also auf einem guten Weg. Wie bereits berichtet, verfolgt unsere Fraktion noch weitere, gewiss nicht so spektakuläre Ziele. Wir möchten, dass wie - in anderen Kommunen bereits erfolgreich praktiziert - die Stadtratstagungen unter Wahrung der Persönlichkeitsrechte der Abgeordneten per livestream ins Internet übertragen werden, um den Weg der Entscheidungsfindung transparenter zu gestalten. Grüne und Linke haben schon Zustimmung für diesen Vorschlag signalisiert. Die CDU lehnt ihn hingegen mit dem Verweis darauf ab, dass gegenwärtig dringlichere Aufgaben zu lösen seien. Wir wissen auch, dass die Überwindung der Coronafolgen in unserer Stadt noch große Anstrengungen erfordern wird. Allerdings heißt es sogar schon in der Bibel [Matthäus 23,23(2)]:Doch dies sollte man tun und jenes nicht lassen. Wenn wir das beherzigen, werden mehr Menschen in unserer Stadt sich im Wortsinne ein Bild machen können, wie die Stadträte um die besten Wege aus der Krise ringen.

1Offenbar sind auch nach den ofiziellen Endtermin 17.05.2020 noch Beiträge angenommen worden.
  Der Zähler steht am 19.05. bei 822.