Quo vadis, Schlossplatzquartier?
Von Arnd Böttcher
Jahrzehntelange Erfahrung in der Kommunalpolitik hat mich gelehrt, dass mitunter Geduld bei großen Vorhaben angebracht ist. Manchmal sind erhebliche politische Widerstände zu überwinden und oftmals ist es nicht einfach, die Finanzierung zu sichern. Exemplarisch für das Gesagte waren die Sanierung der Nikolaikirche und der Neubau des Johannisbads. Die Erinnerung an teils heftige Diskussionen verblasst inzwischen und kaum jemand bekennt sich heute noch dazu, ein erbitterter Gegner des neuen Johannisbads gewesen zu sein. Bei der Sanierung und dem Umbau des Schlosses Freudenstein war dies völlig anders. In damals seltener Einmütigkeit billigte der Stadtrat von Anfang an alle erforderlichen Maßnahmen. Dank erfreulich gestiegener Steuereinnahmen warf auch die Bereitstellung des beträchtlichen Eigenmittel von immerhin neun Millionen Euro keine Probleme auf. Nur so war es letztlich möglich, dieses städtische Vorhaben zwischen 2005 und 2008 zu verwirklichen. Niemand wird bestreiten, dass die mit Mitteln der Europäischen Union geförderte Investition einen städtebaulichen Missstand beseitigte und – wie angestrebt – inzwischen auch private Baumaßnahmen im Umfeld anregte. Freilich ist im öffentlichen Bewusstsein kaum verankert, dass die Stadt Freiberg nicht nur Eigentümerin des Schlosses Freudenstein ist, sondern auch die volle Verantwortung als Bauherrin trug. Man mag darüber grübeln, warum die Meisten glauben, dass der Bergakademie dieses Verdienst gebührt. Vielleicht deswegen, weil es Professor Unland zuzuschreiben ist, dass mit der „Pohl-Ströher-Mineralienstiftung" das erneuerte Schloss einen ausgesprochenen Publikumsmagnet erhielt. Beim so genannten Schlossplatzquartier ist die Situation umgekehrt. Sehr viele Bürger meinen irrtümlich, dass die geplante Neubebauung mit einem Hörsaalkomplex und dem internationalen Universitätszentrum „Alexander von Humboldt" ein städtisches Vorhaben sei. Natürlich hat die Stadt Freiberg ein ganz elementares Interesse daran, dass das Gebäudeensemble am Schlossplatz städtebaulich vollendet und die Altstadt zusätzlich belebt wird. Deshalb unterstützte sie diese Maßnahme von Anbeginn im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Erinnert sei hier nur an den Stadtratsbeschluss vom 1.11.2007 zur Aufnahme des Vorhabens in das Stadtentwicklungskonzept, die Durchführung eines Realisierungswettbewerbs 2008 und den tangierenden Stadtratsbeschluss 2009/016 zur Aufnahme in das Fördergebiet Stadtumbau Ost- Aufwertungsgebiet 3- Wissenschaftskorridor. Es gab weitere Beschlüsse zur Beteiligung an ursprünglich vorgesehenen komplizierten Gesellschaftskonstruktionen und zum finanziellen Engagement. Dennoch ist das Vorhaben keine kommunale Angelegenheit, denn alles, was zur höheren Bildung gehört, fällt in die ausschließliche Zuständigkeit des Freistaats. Eine Verantwortung der Kommunen für Hochschulgebäude ist aus gutem Grund nicht vorgesehen – das überstiege ihre finanziellen Möglichkeiten bei Weitem.