Gottfried Breutel ist jetzt 82 und seit kurzem Mitglied der
SPD. Als Pfarrer von St. Petri öffnete er im Herbst 1989 sein Gotteshaus für den Dialog.
Hunderte kamen und füllten die Kirche. So begann die friedliche Revolution in
Freiberg.
Am 7.06.1990 war es soweit: Zum ersten Mal seit über fünfzig Jahren fanden
sich frei gewählte Bürgervertreter zusammen. Gottfried Breutel eröffnete als
Alterspräsident die Sitzung der Stadtverordnetenversammlung. Wer dabei sein konnte, wird die Rede
schwerlich vergessen.
Gottfried Breutel fand die richtigen Worte für den Neubeginn, für den Geist
des Aufbruchs, der damals alle erfüllte. Seine Begeisterung übertrug sich auf uns.
Gestern nun, genau zwanzig Jahre nach dem historischen Ereignis, betrachtete
er das seither in Freiberg Erreichte. Haben sich unsere Erwartungen erfüllt? Sind
wir den selbst gestellten Ansprüchen gerecht geworden?
Das sind Fragen, die viele Antworten haben. Das kann nicht verwundern, da wir
alle in eine bestimmte Zeit gestellt und durch sie geprägt worden sind. "Alles hat
seine Zeit"; sagte Salomo vor über zweitausend Jahren.
"Zerstören hat seine Zeit, und Bauen hat seine Zeit. Weinen hat seine Zeit, und Lachen hat seine Zeit".
Das setzte Gottfried Breutel zum Maßstab seiner persönlichen Bilanz. Wir haben Freiberg schöner gemacht, als
es wahrscheinlich je in seiner langen Geschichte war. Wir sind aber nicht in einer Zeit angekommen,
in der nur Grund zur Freude ist. Die wird es wohl nie geben. Das bleibt Triebkraft unseres
Handelns.
Wir sind dankbar, Menschen wie Gottfried Breutel in unserer Stadt zu haben,
an unserer Seite zu wissen.
Für seine Verdienste um das Wohl der Stadt Freiberg erhielt er bereits 1996 den Bürgerpreis.